| Text: Ute Freyschlag |
Als ich vorigen Herbst in Mörbisch war, hatte der Neusiedlersee einen wesentlich niedrigeren Wasserstand, als es offenbar lange Zeit der Fall war. Die Klimaerwärmung macht ihm zu schaffen und betrifft auch die Felder im Osten unseres Landes, der Kornkammer Österreichs. Laut einer Studie der AGES (BEAT – Bodenbedarf für die Ernährungssicherung in Österreich) werden die Erträge dort bald um 50% zurück gehen.
In der Ukraine wütet ein Krieg, ein unsäglicher, die Kornkammer Europas wird bombardiert, die Menschen dort haben denkbar andere Sorgen, als ihre Felder zu bestellen wie unter normalen Bedingungen. Das wird sich auch bei uns auf die Preise von Lebensmitteln auswirken.
In Kronstorf wird ein Verteilerzentrum des Versandhändlers Amazon gebaut, mit entsprechenden Hallen, Bürogebäuden, Garagen, Parkplätzen und Zufahrtsstraßen, was insgesamt zu einer Zerstörung von 90.000m² Ackerland führen wird. Ackerland, das laut derselben AGES Studie aufgrund der klimatisch günstigeren Lage im Alpenvorland noch die nächsten 30 bis 40 Jahre gute Erträge bringen wird. Und Amazon wird nicht alleine bleiben, die „Power Region“ zwischen Enns und Steyr soll viele Betriebe anlocken, die sich an der B309 ansiedeln, mit ihren Hallen, Bürogebäuden, Garagen, Parkplätzen und Zufahrtsstraßen.
Apropos Straßen: Die Westspange, die in Planung ist, wird als Teil einer neuen Nord- Süd Transitroute vom Adriahafen Koper in Slowenien, über die Phyrnautobahn bis Klaus, ab Klaus durchs Steyrtal nach Steyr, über die Westspange und die B 309 nach Linz, weiter über Freistadt, bis in den Norden Europas führen. Und wo Straßen sind, da ist Verkehr mit Lärm, Feinstaub, Stau und Smog – und es siedeln sich Betriebe an und zerstören Grünland, Ackerland, und Erholungsgebiete. (Von der Verschandelung der Landschaft ganz zu schweigen)
Irgendwo, aber nicht weit von hier, bekommen einige Menschen glasige Augen und reiben sich gierig die Hände bei dieser Aufzählung.
Aber ich frage mich:
Wie kann das sein, dass die zuständigen Politiker und Politikerinnen den Wert der Natur und der Wiesen und Felder, die unsere Ernährung zu einem Großteil noch garantieren können, und den Wert von Lebensqualität an sich, so missachten?
Wie kann es sein, dass sie weiterhin ihren Wählern mit dem Totschlagargument, „Da gibt es keine Alternative, es geht um Arbeitsplätze“ Sand in die Augen streuen?
Wie kann es sein, dass 20 Jahre alte Projekte umgesetzt werden aus einer Zeit, in der der Klimawandel uns noch kaum beschäftigt hat und das Wirtschaftswachstum über allem stand?
Diese Zeiten sind vorbei. Doch manche Verantwortliche haben anscheinend keine Ahnung davon, dass wir uns mitten im Klimawandel und im Kampf ums ÜBERLEBEN DER MENSCHHEIT befinden!
Ich wünsche mir bei den Verantwortlichen die Erkenntnis, dass man Geld nicht essen und auch nicht atmen kann. Und in weiter Folge neue Ideen, zeitgemäße Konzepte und den Schutz der uns noch verbleibenden Natur- und Agrarlandschaft.