[Text und Bilder: Lisi Quinonez]
Schön und doch bin ich nachdenklich.
Leuchtend bunte Blätter in allen Formen, kleine rote Hagebutten, verblühte Pflanzenstängel voller Samenstände – er beginnt zuzuwachsen unser Bach!
Wie gut tut es, zu sehen, dass zumindest hier auf diesem kleinen Fleckchen Erde wieder etwas wachsen darf, dass man der Natur hier ganz bewusst wieder Raum gegeben hat.
Ich lasse die Farben, das Vogelgezwitscher und den Blick durch die Bäume auf unsere Kirche auf mich wirken.
Trotzdem komme ich nicht umhin, zu bemerken, dass auch hier genau das passiert, was leider auf allen Flächen passiert, die aus irgendeinem Grund brachliegen:
Einige eingeschleppte Arten sind einfach stärker, als unsere heimischen. Dazu zählen zum Beispiel der Japanische Knöterich, das Indische Springkraut, der Sommerflieder und die Amerikanische Goldrute.
Jetzt mag man ja sagen, dass das der Lauf der Dinge ist, dass das schon immer so gewesen ist, dass sich die Vegetation geändert hat und das ist auch sicherlich richtig – nur, seit wir Menschen daran beteiligt sind, passieren diese Dinge in einem Umfang und Ausmaß und in einer Geschwindigkeit, die noch nie da gewesen ist.
Und: es schaffen viele Arten leider nicht, sich daran anzupassen und sie verschwinden für immer. Das ist das vielzitierte Artensterben, von dem viele reden und das für die meisten von uns unsichtbar passiert, weil wir es nicht für notwendig befinden, genau hinzusehen.
Gehst du am Garstnerbach entlang, so kannst du gegenüber vom Spielplatz zwei große Felder mit Japanischem Knöterich entdecken. Diese Pflanze wurzelt bis zu drei Meter tief, hat viele Samen, und man wird sie nie wieder los, außer man trägt großflächig das Erdreich ab. Wo sie wächst, hat keine heimische Pflanze eine Chance, sich durchzusetzen.
Gerade jetzt siehst du dort auch am Bachufer unzählige bereits verblühte Amerikanische Goldruten, die auf einer Ähre bis zu 20 000 Samen produzieren, die sich mit dem Wind verbreiten.
Sehr wohl entdeckst du auch heimische Arten, wie die Königskerze, oder die Nachtkerze, die Brennnessel – aber werden diese auch in den folgenden Jahren noch genug Licht bekommen, um bestehen zu bleiben? Vermutlich nicht.
„Warum ist das schlimm? Sind doch schön, diese Goldruten!“
Ja, fürs menschliche Auge – verborgen bleibt uns aber das Drama, welches dahintersteckt: unzählige Pflanzen und somit Insekten und somit Vögel und Kleinsäuger und somit….. ich nehme an, ihr wisst, wie das weitergeht …. die in diesen ökologisch besonders wertvollen Trockenrasengebieten seit Jahrtausenden Futter und Lebensraum finden würden, haben keine Existenzgrundlage mehr – sie verschwinden.
„Und?
Was mach ich jetzt mit dieser Information?“
Naja – in diesem Fall ist es gar nicht so schwer:
Wo der Mensch zerstört hat, muss er eben auch mithelfen, wieder herzurichten.
Wir werden es zwar niemals schaffen, die Goldrute oder den Knöterich wieder los zu werden, aber hier, im kleinen Bereich kann man sehr wohl mithelfen:
Man kann die Goldrutensamenstände entfernen, bevor sie aussamen – und das ist auch das, was wir als Garsten for future auf der kleinen Ökologischen Versuchsfläche am Bahndamm tun – denn wenn man mehrere Jahre durchhält, dann kann es sehr wohl gelingen, dass sich die heimischen Arten etablieren und ist der Boden erst einmal bewachsen, dann hat es auch die Goldrute schwer.
Also: sollte sich im kommenden Jahr jemand bemüßigt fühlen und der Goldrute entlang des Garstnerbachufers den Kampf anzusagen – bitte nur zu! Es gibt hier ein reiches Betätigungsfeld.
Ich meine das ganz ernst. Vielleicht findet sich ja eine Gruppe, die uns dabei unterstützen würde?
Meldet euch einfach bei uns (office@garstenforfuture.at)
Die Verbreitung des Indischen Springkrautes haben wir verhindern können, indem die
Gemeinde Garsten voriges Jahr dankenswerter Weise rechtzeitig vor dem Aussamen ein
Team vom Bauhof geschickt hat, welches das Springkraut abgemäht hat.
Ich danke auch hier noch einmal allen, denen unser Garstner Umfeld am Herzen liegt – es ist schön, zusammen zu helfen, um vielleicht wieder ein bisschen etwas gut zu machen – belohnt wird man, so wie ich heute, wenn man sich bei einem Spaziergang darüber freuen kann, wie schön, vielfältig und wunderbar die Natur ist.