Mit dem Schwung der vielen positiven Rückmeldungen zur Wildblumenwiese beim EKW Garsten nehmen wir ein neues Bereichs-übergreifendes Projekt zum Thema Artenvielfalt und sanften Verkehr in Angriff.
Im Mittelpunkt steht ein mit der Gemeinde gemeinschaftlich erarbeitetes Konzept, an dessen Umsetzung die Garstner Schulen, der Imkerverband, der Verein „familienfreundliche Gemeinde“ sowie die Garstner Gastronomie und Freizeitbetriebe eingeladen sind mitzuwirken.
Während der oberösterreichischen Landes-ausstellung und darüber hinaus wollen wir einen mit Rad und zu Fuß leicht bewältigbaren Rundweg durch Garsten – zum Teil entlang der revitalisierten Enns-Schlinge – schaffen.
Die Intention dieses Rundweges liegt in einer Bewusstseinsbildung, Motivation zu neugierigem Hinschauen, Entdecken von bisher für selbstverständlich Gehaltenem wie Wasser, Boden, Blumen, Blüten und Insekten. Gleichzeitig ergibt sich ein zusammenhängender, schön gestalteter Spazierweg für GarstnerInnen und Gäste.
1 Stunde in leichter Bewegung, die unsere mannigfaltige Mitwelt bewusst macht und ein Angebot an spielerischer und interaktiver Wissensvermittlung bietet. Auch der Genuss an schönen Plätzen zu verweilen oder mit Kindern einen Spielplatz aufsuchen zu können, sollte möglich sein.
Für uns war außerdem klar: im Mittelpunkt steht ein mit und in der Gemeinde gemeinschaftlich erarbeitetes Konzept. An der Umsetzung sollten alle am Erhalt der Artenvielfalt interessierten GarstnerInnen teilnehmen können. AUSTAUSCH, BETEILIGUNG UND DYNAMIK das ist was wir wollen.
Nach umfangreichen Vorarbeiten in unseren Kleingruppen gab es im August 2020 ein erstes Treffen, initiiert von Garsten For Future in enger Kooperation mit der Gemeinde. Von 24 Eingeladenen kamen 20 Personen. Bgm. Mag. Anton Silber und Amtsleiter Rosensteiner, VertreterInnen der Garstner Volks- und Mittelschule, der regionalen Imker, der EKW, der ‚familienfreundliche Gemeinde‘ sowie der Garstner Gastronomie entlang des geplanten Weges. Unsere konkreten Pläne zum Thema Artenvielfalt mit zeitnahen, sichtbaren Ergebnissen wurden vorgestellt, diskutiert, erweitert und schließlich mit Rollen-/Aufgabenzuteilung beschlossen.
Der Weg hat je nach Varianten eine Länge von 1,5-2 km, ist leicht mit dem Rad oder zu Fuß und auch mit Kinderwagen oder Gehhilfen zu bewältigen, führt durch das Zentrum von Garsten und tangiert den Ennstalradweg. Aus den von verschiedenen Gruppierungen, Vereinen und Institutionen autonom gestalteten Stationen, ergeben sich folgende Schwerpunkte:
Station 1:
Der Beginn des ökologischen Rundwegs liegt am Freibad-Parkplatz, wird vom Ennstal Radweges R7 tangiert und ergibt den idealen Standplatz für Auskünfte über den Verlauf und die Länge des Rundwegs, seine Entstehung und ökologische Bedeutung. Radabstellplätze, eine Fahrradreparatursäule, Gelegenheit zu verweilen sind hier geplant
Station 2:
Der sogenannte Freibad-Parkplatz war bis 2018 ein geschotterter Parkplatz unter Platanen für das anliegende Bad. Die Bäume mussten für das Fischaufstieg-Projekt und eine Fernheizleitung gefällt werden. Eine kahle Fläche von stark verdichtetem Schotter blieb zurück. Auch hier hatten EKW (Grundeigentümer) und Gemeinde (Nutzungsrecht) große offene Ohren für unsere Intentionen bei einer „Wiederherstellung“.
Der Schotterparkplatz wurde nicht asphaltversiegelt. Markus Kumpfmüller hat den Auftrag für die Planung der Neubepflanzung erhalten. In Zukunft werden im Sinne der Vielfalt (ökologisch wertvoller, höhere Resilienz gegenüber Schädlingen und Klimawandel) neben Platanen auch Spitzahorn, Winterlinden, Espen, Birken und Vogelkirschen den Besuchern Schatten spenden. Im Randbereich des Parkplatzes bilden Hecken aus heimischen Sträuchern ein eigenes Biotop. Jede Baumreihe wird durch insektenfreundliches Totholz abgegrenzt. In der ersten Baumreihe direkt neben dem vorbeiführenden Schau-genau-Rundweg/Radweg werden ausschließlich Bienen-Trachtbäume stehen, als solche auch gekennzeichnet und beschrieben (Idee Elisabeth Hämmerle/Imkerverein Garsten). Ein Rastplatzerl unter einer Rotföhre und eine Tafel mit allgemeinen Informationen zum Rundweg markieren den Startpunkt des Rundweges.
Station 3:
Es folgt ein Abstecher zu den schon angelegten Wildblumenwiesen am mäandrierenden Bachbett und neu errichteten Fischaufstieg des EKW Geländes.
Unser Engagement für diese Blühflächen war mit der Aussaat nicht beendet. Aus dem Humus, der leider schon vor unserem Aktivwerden aufgebracht worden war, sprossen im regenreichen, warmen Frühsommer jede Menge Hirse und Ampfer mit scheinbar ungebremstem Wachstum. Wir rodeten sie händisch, um den erwünschten Keimlingen Luft und Licht zu verschaffen.
Für dieses und auch die kommenden Jahre haben wir es zudem übernommen, das Mähgut zusammenzurechen und wegzubringen, um den Boden auszumagern.
Bei all diesen Tätigkeiten auf der Wiese lernten wir die Pflanzen vom kleinen Keimling bis zur Blüte kennen. Die Freude am Erkennen und Beobachten des Wachsenden weckte in uns den Wunsch, auch Vorbeikommende auf das hier stattfindende Naturschauspiel hinzuweisen.
Neben all den ehrenamtlichen Tätigkeiten entschlossen wir uns daher als weiteren Beitrag von Garsten For Future 2 interaktive Schautafeln in Eigenregie herzustellen und zu errichten. Vom Rahmen bis zum Text und Design der dargestellten Informationen und Bilder werden unsere Kreativität und handwerklichen Fähigkeiten herausgefordert.
In zahlreichen Meetings trugen wir Gestaltungsideen sowie Informationen über Blumen, Blüten, Insekten und praktische Anwendungen in der Küche oder als Heilkraut zusammen. Dabei boten, angesteckt von unserer Begeisterung, sogar nicht in Garsten wohnende Freunde ihre Unterstützung an.
Stellvertretend für alle jene möchten wir einen besonderen Dank an Designerin Tanja Cerwenka und Naturfotograph Werner Gamerith für ihre wertvolle Hilfe aussprechen.
Die 2 Schautafeln mit jeweils 8 drehbaren Würfeln sind mittlerweile mit großem Einsatz der GFF Community fertig produziert und von uns selbst im Mai 2021 aufgestellt worden.
Station 4:
Der weitere Verlauf des Weges führt zu einem idyllischen Wald-/Bach- und Grünflächenbereich, der gegenwärtig noch im Eigentum der Justizanstalt Garsten steht. Nach Realisierung des geplanten Abtausches von Justiz- und Gemeindegründen soll hier eine Schau-Zone verschiedener ökologischer Lebensbereiche/Biodiversitätsflächen enstehen: Trockenmauern, Steinpyramiden, Kies-/ Sand- und Schotterstellen, Erdkeller, Totholzhaufen, Wildsträucher für verschiedenste Insekten, Amphibien, Vögel. In dieses Projekt sollen die SchülerInnen der nebenliegenden Mittelschule zentral eingebunden werden. Mehrere Vorgespräche und ein workshop mit dem Lehrerkollegium haben bereits stattgefunden. Die Mitarbeit verschiedener Fächer wurde besprochen: theoretische Grundlagen und praktische Naturbeobachtung im Biologieunterricht, Nistkastenbau im Werkunterricht, Verfassen von Artikeln dazu im Deutschunterricht u.a.m. Über einen Elternbrief sollen auch die Familien eingeladen werden mitzumachen: durch die Möglichkeit Material beizusteuern oder bei der Anlage zu helfen sollen sich einerseits die Schüler noch besser mit dem gemeinsamen Projekt identifizieren und andrerseits noch mehr Menschen aufmerksam gemacht und integriert werden. Jeder, der hier vorbeigeht und beigetragen hat wird ein wenig stolz sein und es mit anderen Augen betrachten.
Station 5:
Ein eigenständiges, bewusstseinsbildendes Bienenschutz-Projekt wurde bereits 2014 von der Volksschule Garsten unter Einbindung der gesamten Schulgemeinschaft verwirklicht. Es wird selbstverständlich in den Rundweg integriert. Sichtbares Symbol dieses Projektes sind die 2 Bienenwiegen im Vorgarten der Volksschule, welche die Kinder unter Anleitung der Experten Mag. Christoph Haslauer und Harald Hochstrasser selbst bauen durften https://www.vs-garsten.at/index.php/217-bienenschutzprojekt .
Station 6:
Gegenüber der Volksschule wird Garsten For Future ihren Raum am Platzl 8 als Begegnungs- und Informationszentrum gestalten (wenn Corona es wieder erlaubt). Auch hier wird es natürlich einen Beitrag zum Thema Artenvielfalt geben und optional können sich Besucher auch darüberhinausgehend Anregungen und Informationen zum Thema Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Möglichkeiten regionaler Umsetzung holen.
Station 7:
Ein Infopunkt mit dem Schwerpunkt Wasserbewohner (Fische, Schnecken, Molche) soll entlang des revitalisierten Ennsschleifenabschnitt entstehen.
Station 8:
Ebenso entlang des Baches könnte sich ein Aktionsareal der Garstner Imker entwickeln. Wir dürfen gespannt sein auf den Beitrag dieses Mitglieder-starkenVereines der 2025 sein 100-jähriges Jubiläum feiern wird.
Auf dem Weg: Schon geht es in das Ortszentrum mit dem Touristenmagnet, der Garstner Stiftskirche, einem architektonischen Juwel, das zu den schönsten Bauwerken des Hochbarock in Österreich zählt. Die Möglichkeit einer körperlichen Stärkung und gemütlichen Pause in den Gastgärten bieten Gastronomie und die Stifts-Bäckerei. Unsere Gastronomie wurde eingeladen die Thematik des Rundweges durch entsprechend zusammengestellte und benannte kulinarische Angebote aufgreifen. Radständer und eine Auflade-Station für E-Bikes sollen dem wachsenden Radverkehr am R7 gerecht werden. Die Trafikantin will mit Plänen und anderen Materialen unterstützen. Auch die neue Aktivparkbetreiberin wurde angesprochen: ihr Plan, einen Rad-/e-bike-Verleih zu eröffnen, fügt sich hier bestens ein.
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